Beruflich

Schon während des Wirtschaftsstudiums hatte ich Gelegenheit, in verschiedene Richtungen reinzuschnuppern. In die Qualitätsabteilung eines Einzelhandelkonzerns, die Produktion eines Industrieunternehmens, als Vorsitzender des AStA an der Uni Gießen sowie in die Arbeit des damaligen Bundestagsvizepräsidenten Dr. Herman Otto Solms als Abgeordneter. Aber die Einblicke in die Vorentwicklungs- und Marketingabteilungen bei einem Automobilzulieferers und auch die Überzeugung, nach dem Studium nicht nahtlos in die Politik einzusteigen, sondern Erfahrungen in der Wirtschaft zu machen, haben dazu geführt, dass ich nach meinem Abschluss 2002 als Key Account Manager im Vertrieb eines mittelhessischen Automobilzulieferers gestartet bin. Die vierzehn Jahre in dieser Branche waren spannend, herausfordernd, nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Als mittelständischer Anbieter war es immer ein besonderer Ansporn den Wettbewerbern aus Konzernen und Global Playern durch innovative Ideen und Einsatz Aufträge vor der Nase wegzuschnappen und so Arbeitsplätze in Mittelhessen zu sichern.
Durch die Chance für meine Frau, beruflich für einige Jahre nach Südafrika zu gehen, habe ich meine Position als Abteilungsleiter aufgegeben. In Pretoria habe ich gegen Ende die Gelegenheit genutzt, durch eine Teilzeitstelle an der Deutschen Botschaft, ein Jahr in eine Verwaltung reinzuschnuppern. Ich wollte wissen, ob das etwas für mich ist. Ob ich nach vierzehn Jahren in verschiedenen mittelständischen Unternehmen mit den Abläufen, Hierarchien und Einschränkungen in einer Verwaltung zurechtkomme. Es waren spannende Einblicke in die Arbeit einer Botschaft mit den vielfältigen Akteuren; Diplomaten, Vertreter verschiedener deutscher Ministerien und Sicherheitsbehörden, lokale südafrikanische Angestellte. Und die Erkenntnis, dass es auf die Menschen ankommt, wie sie diese Hierarchien und Vorschriften leben. Auf die Führung, die dies vorlebt und so die Kultur und den Geist einer Abteilung oder einer Organisation prägt. Dies unterscheidet letztlich eine Verwaltung nicht von einem Unternehmen.
Nach unserer Rückkehr, wollte ich weiter für die Kinder „beim Ankommen“ ansprechbar zu sein. Ich habe die Zeit genutzt, mich fortzubilden und mir ohne Schranken Gedanken zu machen, was ich beruflich wirklich will. Im Ergebnis bin ich mir darüber klar geworden, dass ich zumindest jetzt nicht in meinen alten Beruf, meine alte Branche zurückkehren möchte, sondern eine neue Herausforderung suche, um meine bisherigen Erfahrungen und Fähigkeiten einzusetzen: Die Leidenschaft für Politik und die Zeit in der Wirtschaft. Seit Anfang des Jahres kann ich diese Mischung beim Bund der Steuerzahler Hessen einsetzen, einem privaten Verein, der sich im Interesse seiner Mitglieder gegen Steuerverschwendung einsetzt, für einen effizienten, wirtschaftlichen Einsatz von Steuergeldern und eine maßvolle, unbürokratische Steuerbelastung. Als Referent für kommunale Haushalte und Finanzen begleite ich aktuell sehr eng die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die finanzielle Situation der hessischen Städte und Gemeinden.